Blick auf den Lerngegenstand
Im Mittelpunkt des Rechtschreibunterrichts stehen vier wesentliche Prinzipien:

Diese Prinzipien ermöglichen es, durch gezieltes Nachdenken korrekte Schreibweisen zu erlernen.
Solche Wörter werden als „Nachdenkwörter“ bezeichnet. Allerdings greifen diese Prinzipien nicht bei allen Wörtern: Wörter, die aus anderen Sprachen stammen oder häufig als Funktionswörter Funktionswort
In der Linguistik werden Inhalts- und Funktionswörter unterschieden. Zu den Inhaltswörtern zählen Nomen, Verben und..
verwendet werden, müssen auswendig gelernt werden und werden daher als „Merkwörter“ eingestuft.
Kinder schreiben Wörter zunächst lautgetreu. Später lernen sie anhand von Regeln wie Groß- und Kleinschreibung orthographisch korrekt zu schreiben.
Das alphabetische Prinzip
Das orthografische Prinzip
Außerdem folgt das orthografische Prinzip auch festgelegten Konventionen, wie etwa der Schreibung von /ʃt/ und /ʃp/ am Wortanfang als <st> bzw. <sp> – also nicht scht oder schp, sondern z. B. „Stein“ oder „Spiel“. Damit trägt das orthografische Prinzip maßgeblich zur Einheitlichkeit und Lesbarkeit geschriebener Sprache bei.
Das morphematische Prinzip
Wortübergreifende Prinzipien
Der Wechsel zur orthographischen Schreibung ist entscheidend, da Rechtschreibmuster erkannt und angewendet werden müssen.
Ein effektiver Unterricht macht Rechtschreibung „durchschaubar“ und „schaffbar“.
Blick auf das Lernen
Wie Kinder richtig schreiben lernen
Rechtschreiblernen ist ein aktiver Prozess, bei dem Kinder durch Rekonstruktion lernen. Eigenaktives Lernen wird z.B. durch Aufgaben zum Sammeln, Abschreiben und Sortieren von Wörtern und Sätzen gefördert. Der Lernprozess verläuft individuell und nicht linear, mit Sprüngen und Fehlern. Daher ist ein flexibler Unterricht, der auf die individuellen Bedürfnisse eingeht, wichtig.
Sowohl Schriftorientierung als auch Schriftgebrauch sind entscheidend: Während korrekte Schreibweisen geübt werden sollten, können Fehler beim freien Schreiben als Fortschritte gelten und die Ausdruckskompetenz stärken.
Vertiefter Blick auf den Kontext von Diversität
Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb sind aufgrund der komplexen Orthografie normal. Es ist wichtig, frühzeitig anhaltende Schwierigkeiten und besondere Potenziale zu erkennen. Gezielte Unterstützung und ein flexibles Lehrumfeld helfen, den individuellen Bedürfnissen jedes Kindes gerecht zu werden.
Schriftferne Lebenskontexte
Mehrsprachigkeit und Interkulturalität
Sprachliche Beeinträchtigungen
Phonologische Störungen
- Fortisierung: /g/ wird zu /k/ („Glas“ zu „kla:s“).
- Lenisierung: /k/ wird zu /g/ („Kuchen“ zu „gu:chen“).
- Vokalprobleme: „Noten“ wird zu „nu:ten“.
- Silbenänderungen: „Spaghetti“ wird zu „kaspeti“.
- Vorverlagerung: /k/ wird zu /t/ („Kino“ zu „ti:no“).
- Rückverlagerung: /d/ wird zu /g/ („Dose“ zu „go:se“).
- Assimilation: „Papagei“ wird zu „papapai“.
Diese Probleme beeinträchtigen den Schriftspracherwerb. Sowohl phonologische als auch phonetische Störungen sollten berücksichtigt werden.
Semantisch-lexikalische Störungen
Morphologisch-syntaktische Störungen
Folgerungen für den Rechtschreibunterricht
Im Rechtschreibunterricht heterogener Klassen müssen Lernangebote verschiedene Bedürfnisse abdecken, sowohl für starke als auch für herausgeforderte Schülerinnen und Schüler. Differenzierte Materialien sollten individuelles Lernen ermöglichen. Ein gutes Lernumfeld fördert Eigenständigkeit und eigene Strategien. Dies verlangt eine flexible, kreative Herangehensweise, die die Stärken jedes Kindes berücksichtigt.
Gelingensbedingungen
Erfolgreicher Rechtschreibunterricht in einem diversen Kontext erfordert individuelle Ansätze, auch bei gemeinsamen Themen. Aufgaben sollten vielfältige Lernmöglichkeiten und Denkanstöße bieten. Austausch in Rechtschreibgesprächen oder durch Tafeldiktate ist wichtig, ebenso regelmäßige, kurze Übungen zur Festigung des Gelernten. Maßgeschneiderte Hilfen sollten bereitgestellt werden, um auf individuelle Lernbedürfnisse einzugehen.
Multiprofessionelle Kooperationen
Um die unterschiedlichen Schülerinnen- und Schülerbedürfnisse im Rechtschreibunterricht zu berücksichtigen, sind multiprofessionelle Teams wichtig. Grundschul- und sonderpädagogische Lehrkräfte sollten eng zusammenarbeiten, um gezielte Unterstützung zu bieten. Bei Bedarf können Logopädinnen und Logopäden, Sprachtherapeutinnen und Sprachtherapeuten und der schulpsychologische Dienst hinzugezogen werden. Diese Kooperationen schaffen ein Unterstützungsnetzwerk, das individuelle Bedürfnisse anspricht und den Rechtschreiberwerb fördert.