Die Schuleingangsphase ist entscheidend, um Kindern den Zugang zur Schrift und Rechtschreibung zu eröffnen. Dabei knüpft das Lernen an die zuvor entwickelten Fähigkeiten an. Beim Lesen- und Schreibenlernen werden neue Fähigkeiten wie Abstraktion, Feinmotorik und das Verständnis für gesprochene und geschriebene Sprache gefordert. Schrift beeinflusst nicht nur das Denken, sondern auch das Sprechen.
Im Anfangsunterricht unterstützen praktische Tipps die Lehrkräfte bei dieser wichtigen Aufgabe. Der Erwerb von Schriftsprache und Rechtschreibung geht Hand in Hand und ist bereits in der ersten Klasse von großer Bedeutung. Ein guter Unterricht fördert die Fähigkeit der Kinder, selbstständig Texte zu verfassen und gleichzeitig die Rechtschreibphänomene zu erkunden und zu verstehen.
Kontinuierliche Beobachtung in Klasse 1
Schulanfangsbeobachtung
In den ersten Wochen nach Schulstart erleben Kinder, wie der Unterricht ihre bisherigen Schrift-Erfahrungen integriert. Schule sollte daher als Lernort, nicht als Prüfungsumfeld, erfahren werden. Die Schulanfangsbeobachtung unterstützt individuelle Lernwege mit Aufgaben wie „Das Leere Blatt“ und „Memory mit Schrift“, welche den Lehrkräften wertvolle Einblicke bieten.
Das leere Blatt
Memory mit Schrift
Gezielte Beobachtung erfordert Planung: ein separater Tisch und feste Zeiten, beispielsweise montags nach der ersten Pause, während andere Kinder selbstständig arbeiten. In Zweiergruppen fällt das Lernen leichter, und Lehrkräfte können wichtige Aspekte wie Schriftverständnis und Umgang beobachten. Individuelle Lernangebote ergeben sich aus drei Fragen: (1) Was kann das Kind schon?, (2) Was muss es noch lernen?, (3) Was ist der nächste Schritt?
Systematische Beobachtung der Lernentwicklung
In der ersten Klasse lassen Lehrkräfte Kinder regelmäßig Wörter wie „Sofa“, „Mund“ und „Turm“ schreiben, um ihre Schriftentwicklung zu beobachten. Diese Wörter stellen unterschiedliche rechtschreibliche Herausforderungen dar. Durch die Analyse der Schreibweisen können Lernfortschritte und Schwierigkeiten frühzeitig erkannt werden.
Wichtige Bewertungskriterien sind:
- Regelmäßige Buchstabennutzung
- Orientierung an relevanten Sprachmustern
- Phonematisch richtige Schreibungen
- Experimente mit orthografischen Elementen
Fehler in den ersten Schreibversuchen sind normal und bieten Einblicke in das Denken der Kinder. Sie sind wichtig für die Entwicklung und helfen beim Erkennen von Fortschritten oder Schwierigkeiten. Frühe Beobachtung zeigt, ob Kinder orthografische Prinzipien verstehen. In höheren Klassen deuten unsystematische Markierungen auf fehlende rechtschreibliche Orientierung hin.
Lernfelder des frühen (Recht-)Schreibunterrichts
Ein wesentlicher Bestandteil des frühen Schreibunterrichts ist das Kennenlernen unseres Zeichensystems und das effiziente Schreiben der Buchstaben. Statt nur Aufgaben anzukreuzen und zu sortieren, steht intensives Üben von Buchstaben und Wörtern im Fokus. Im Folgenden werden vier Lernfelder vorgestellt, die von Beginn an für einen umfassenden Schreibunterricht wichtig sind.
Lernfeld 1: Erarbeitung von Graphem-Phonem-Bezügen, Wortstrukturen und Buchstabenformen
Lernfeld 2: Das selbstständige Schreiben zu Schreibanlässen - Schriftgebrauch
Lernfeld 3: Auseinandersetzung mit geschriebenen Wörtern: Schriftorientierung
Lernfeld 4: Regelmäßiges gemeinsames Nachdenken über Wörter
Frühe Hilfen im Kontext von Diversität
Im Anfangsunterricht ist es wichtig, allen Kindern vielfältige Erfahrungen mit Schrift zu ermöglichen. Besonders Kinder, die vor der Schule wenig Kontakt mit literalen Praktiken hatten, benötigen im Unterricht sinnvolle und persönliche Erlebnisse im sozialen Klassenkontext.
Auch Kinder mit anfänglichen Lernschwierigkeiten oder geringen Fortschritten brauchen frühe Förderung. Diese sollte nicht in isoliertem Training bestehen, sondern auf den Fähigkeiten der Kinder aufbauen. Der Fokus auf vorhandenes Können stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und unterstützt ihren Lernprozess.
Diktierendes Schreiben
Das diktierende Schreiben bietet Kindern mit Schreibschwierigkeiten eine wertvolle Möglichkeit, an der Schriftkultur teilzuhaben. Hierbei diktiert das Kind der Lehrkraft seinen Text, die ihn laut und genau aufschreibt. Dies fördert das Verständnis von Schriftstrukturen und bietet ein Modell für richtiges Schreiben.
Das Kind beobachtet und hört zu, wodurch es Details wie Schreibrichtung und Buchstaben-Laut-Verbindungen besser erfassen kann. Der Erwachsene kann dabei unauffällig sprachliche Fehler korrigieren, was hilfreiches Feedback liefert. Um die Lernerfahrung zu vertiefen, kann das Kind bekannte Buchstaben im Text markieren oder wichtige Sätze abschreiben, z. B. in eine Sprechblase. Solche Aufgaben unterstützen die Vernetzung der neu gewonnenen Erkenntnisse.