A

In der Rechtschreibdidaktik eine Strategie zur Berücksichtigung des Morphemprinzips, indem die Grundform eines Wortes gesucht wird: „läuft“ nicht mit <eu>, sondern mit <äu> wegen der Grundform „laufen“. Das Ableiten bzw. die Grundformbildung ist auch wichtig beim Nachschlagen: „Grauwal“ wird bei „Wal“ gesucht, „war“ bei „sein“. Das erfordert viel Übung.

Automatisierung der Wort- und Satzerkennung: Es wird nicht mehr Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort gelesen. Automatisierung bedeutet müheloses Lesen bei geübten Leserinnen und Lesern. Somit wird das Arbeitsgedächtnis entlastet und Textverständnis gelingt.

B

Die Benennungsgeschwindigkeit bezeichnet den Prozess, wie schnell ein Kind oder eine Person die Zahlen, Buchstaben, Farben o.ä. mit dem entsprechenden Wort, also der lautlichen Repräsentation verknüpfen und benennen kann. Wichtig ist dabei, mit welcher Geschwindigkeit dies passiert. Von der Benennungsgeschwindigkeit lassen sich Rückschlüsse auf mögliche Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb ziehen. Sie gehört zu den Vorläuferfähigkeiten des Schriftspracherwerbs.

(auch Lernbeobachtung): Verfahren in der Grundschulpädagogik zur Rekonstruktion der Lernendenperspektive in Situationen, die Lehrkräften Spielräume für unterschiedliche Zugänge bieten und Lernchancen eröffnen – durch das (Lern)Material, den Partner oder die Partnerin oder die Klasse. Für Beobachterinnen und Beobachtern sind die drei folgenden Fragen hilfreich: „Was kann das Kind schon? Was muss es noch lernen? Was kann es als Nächstes lernen?“. Lernbeobachtungen sind nicht nur Momentaufnahmen, sondern Grundlage für die Gestaltung lernförderlichen Unterrichts unter den Bedingungen von Diversität. Die Beobachtung als didaktische Aufgabe erfüllt damit andere Funktionen als die Diagnose mittels (normierter) Testverfahren.

D

Die Wahrnehmung und Unterscheidung von einzelnen Buchstaben bis hin zum gelesenen Wort. Bezeichnet in der Leseforschung den Prozess der Bedeutungsgenerierung anhand eines Wortvorentwurfs, also das Verstehen nach der Umwandlung der visuellen Schriftzeichenfolge in eine artikulatorische Lautfolge.

E

Aus dem Englischen: literacy = Die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können und mit geschriebener Sprache umgehen zu können. Hierbei sind frühe Erfahrungen mit Schriftsprache gemeint. Beispiele sind Bilderbuchbetrachtungen oder Auseinandersetzung mit Beschriftungen, wie etwa Schilder, im Kleinkindalter. Early-literacy findet in der Familie aber auch in der Kita statt. Early-literacy Erfahrungen fördern den späteren Lese- und Rechtschreiberwerb.

G

Textverstehen: Der gesamte Text wird inhaltlich erfasst und der Inhalt kann wiedergegeben werden. Dies geschieht unter Hinzuziehen von Lesestrategien.

Grapheme sind in der Linguistik die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Schrift (z. B. „wagen“ <w> – „tagen“ <t>): Sie werden in spitze Klammern < > geschrieben. Besonderheiten sind:

  • Ein Graphem kann aus mehreren Buchstaben bestehen; mehrteilige Grapheme sind z. B. <ei>, <sch>, <mm>, <ie>.
  • Einem Graphem können ein oder mehrere Phoneme entsprechen: z. B. entspricht dem Graphem <o> das Phonem /o:/ in „Ofen“ und das Phonem /ᴐ/ in „offen“; dem Graphem <v> entspricht das Phonem /f/ wie in „Vater“ und das Phonem /w/ wie in „Vase“.
Mehrteilige und mehrdeutige Grapheme sind Schwierigkeiten vor allem für das Lesenlernen.

In der Linguistik ist dies der Zusammenhang zwischen bedeutungsunterscheidenden Schrift- und Sprachzeichen; genauer: welchem Graphem beim Lesen welche Phoneme zugeordnet werden können. Die Graphem-Phonem-Korrespondenz ist im Deutschen keine 1:1-Beziehung: Das Graphem <a> korrespondiert z. B. mit den Phonemen /a/ und /a:/ (mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenz). Wichtige mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenzen sind in Schreibtabellen bildlich dargestellt, vor allem bei Vokalen. Die mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenz ist eine Schwierigkeit beim Lesenlernen, umgekehrt ist die mehrdeutige Phonem-Graphem-Korrespondenz eine Schwierigkeit beim Schreibenlernen.

Die Gütekriterien “Objektivität, Validität, Reliabilität” werden in der Testtheorie angewendet, um Daten oder Instrumente auf ihre Wissenschaftlichkeit zu prüfen. Entspricht etwas den Gütekriterien, so ist seine Wirksamkeit überprüft, evaluiert und getestet worden. Die Gütekriterien geben den theoretischen Rahmen zur Überprüfung.

H

Die hierarchiehohen Prozesse der Lesekompetenz sind Teil der Leseverstehensleistung. Wenn die hierarchieniedrigen Prozesse automatisiert sind, können die hierarchiehohen Teilfertigkeiten ungestört ablaufen. Dazu zählen vor allem das sinnerfassende Lesen, das Herstellen globaler Kohärenz sowie das allgemeine Leseverstehen und die Anwendung von Lesestrategien. Kompetente Leserinnen und Leser sind in der Lage, auch über den Text hinaus zu denken, ihr eigenes Vorwissen einzubeziehen und Schlussfolgerungen aus dem Gelesenen zu formulieren.

Die hierarchieniedrigen Prozesse der Lesekompetenz sind Teil der Leseverstehensleistung. Sie umfassen das Rekodieren und das Dekodieren von Wörtern sowie die angemessene Lesegeschwindigkeit und die sinngemäße Intonation. Man fasst diese Prozesse auch als Leseflüssigkeit zusammen.

L

auch: Lernverlaufsdiagnostik Die Lernprozessdiagnostik verfolgt den Entwicklungsprozess eines Kindes. Es werden nicht zu einem einzelnen Zeitpunkt Daten erhoben, sondern in regelmäßigen, zeitlich kurzen Abständen. Es lassen sich so nicht nur individuelle Fördermaßnahmen entsprechend anpassen, sondern auch der Impact des Unterrichts kann überprüft und gegebenenfalls verändert werden. Die pädagogische Fachkraft hat zu jedem Zeitpunkt einen präzisen Überblick in den Kenntnisstand, die Fortschritte und die (Lern-)Schwierigkeiten des Kindes. Es gibt verschiedene Instrumente, mit denen eine Lernverlaufsdiagnostik erstellt werden kann.

Lexem bezeichnet die lautliche (und schriftliche) Form eines Wortes, die im mentalen Lexikon gespeichert ist. Hierzu zählen phonologische Informationen, z. B. der Klang und die Silbenstruktur des Wortes, sowie morphologische Informationen, z. B. die Morphemstruktur. Daraus können äußere formale Eigenschaften entnommen werden, die das auditive Bild (und das Schriftbild) eines Wortes charakterisieren. Beispiel: „Das Wort ‚gespielt‘ besteht aus zwei Silben und aus den Morphemen ‚ge-‘, ‚spiel‘ und ‚t‘.“

Herstellung eines Sinnzusammenhangs einzelner Sätze.

M

(auch Vorstellungsbild, Situationsbild, Imagination): Bezeichnet in der Leseforschung die innere Vorstellung des Gelesenen oder Gehörten, die das individuelle Textverständnis „abbildet“. Leserinnen und Leser bilden z. B. mentale Modelle vom Aussehen, Denken und Fühlen von Figuren, von Orten, Situationen, Stimmungen etc. Auch von äußeren Bildern, z. B. einem Kunstgemälde, wird bei der Wahrnehmung ein inneres Bild erzeugt (s. Visual Literacy). Im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht werden innere Bilder verhandelbar gemacht, indem sie nach außen transformiert werden: z. B. als gemalte oder auf Papier gestaltete Bilder, als Text über das innere Bild, als konkretes Standbild einer Situation (szenisches Interpretieren) oder als abstraktes Standbild einer literarischen Figurenkonstellation.

O

In der Klassischen Testtheorie neben der Validität und Reliabilität ein Kriterium für die Testqualität: Ein Test ist objektiv, wenn die subjektiven Interpretationen und Interaktionen von testenden Personen mit Getesteten keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. Man unterscheidet Durchführungs-, Ausführungs- und Interpretationsobjektivität.

P

Phoneme beschreiben als Gegenstand der Phonologie die kleinsten bedeutungstragenden Lauteinheiten der gesprochenen Sprache. Phoneme sind abstrakte theoretische Lauteinheiten, die durch unterscheidbare Merkmale, wie Artikulationsort, Artikulationsart, oder Stimmgebung, beschrieben und klar voneinander abgegrenzt werden können. Phoneme werden in Schrägstrichen notiert, z. B. /k/.

In der Linguistik ist dies der Zusammenhang zwischen bedeutungsunterscheidenden Schrift- und Sprachzeichen; genauer: welchem Graphem beim Lesen welche Phoneme zugeordnet werden können. Die Graphem-Phonem-Korrespondenz ist im Deutschen keine 1:1-Beziehung: Das Graphem <a> korrespondiert z. B. mit den Phonemen /a/ und /a:/ (mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenz). Wichtige mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenzen sind in Schreibtabellen bildlich dargestellt, vor allem bei Vokalen. Die mehrdeutige Graphem-Phonem-Korrespondenz ist eine Schwierigkeit beim Lesenlernen, umgekehrt ist die mehrdeutige Phonem-Graphem-Korrespondenz eine Schwierigkeit beim Schreibenlernen.

Die Profilanalyse ist ein Diagnoseinstrument, um ressourcenschonend die grammatische Komplexität mündlicher und schriftlicher Äußerungen von Kindern beurteilen zu können. Die Profilanalyse untersucht die Struktur von Äußerungen auf Satzebene. Anhand der syntaktischen Komplexität werden sogenannte “Profile” angelegt, denen die Kinder zugeordnet werden. Es lassen sich so aktuelle Sprachstände und notwendige nächste Schritte in der Förderung definieren. Die Profilanalyse im deutschen Sprachgebrauch wurde maßgeblich von Wilhelm Grießhaber (2013) geprägt und kommt vorwiegend im DaZ-Bereich zum Einsatz.

In der Linguistik die Gesamtheit der lautlichen Eigenschaften einer Sprache (oberhalb der Phonemebene): v. a. Wort- und Satzakzente (Betonungen), Tonhöhe im Satz, Intonation und Satzmelodie, Tempo, Rhythmus und Pausen beim Sprechen.

R

Die Rekodieren beschreibt die Umwandlung von der graphematischen über die phonematische zur artikulatorischen Struktur. Rekodieren führt oft nicht zur korrekten Artikulation, sondern zu einem Vorentwurf des eigentlichen Wortes. Zum Beispiel beim Lesen von <Rad>: „Ra-də, Rade“. Dann ist ein Abgleich mit dem inneren Lexikon erforderlich, um das Wort zu verstehen, also zu dekodieren.

S

Standardisiertes und normiertes Verfahren vornehmlich zur Identifikation möglicher Entwicklungsrisiken bei Kindern (z.B. eine Lese-Rechtschreib-Schwäche). Es lassen sich auf der Basis von Screenings lediglich grobe Aussagen über mögliche Entwicklungsstände im betrachteten Leistungsmerkmal (z.B. Sprachfähigkeit) , im Sinne dichotomer Einteilungen (z.B. Risiko ja/nein), keine differenzierten Leistungsmessungen treffen. Für ein Screening gelten ebenfalls die Gütekriterien der Klassischen Testtheorie. In der Normierung wird kriteriumsorientiert eine Leistungsgrenze festgelegt (z.B. durch eine Mindestpunktzahl), die erreicht werden muss.

Wörter, deren Schriftbild automatisiert in seiner Vollständigkeit im Gehirn abgespeichert ist und demnach nicht mehr Buchstabe für Buchstabe erlesen werden muss.

Das Textverstehen wird aufgrund der Hinzunahme des individuellen Vorwissens entwickelt. Das Verstehen eines Textes läuft als Prozess auf mehreren Ebenen gleichzeitig ab. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als Repräsentation eines Textes. (Kintsch & van Dijk, 1978)

T

(oder: Testverfahren) Standardisiertes und normiertes Instrument zur Überprüfung einer Leistung, welches die Gütekriterien der Klassischen Testtheorie erfüllen sollte. Mit Tests lassen sich im Gegensatz zu Screenings differenzierte Aussagen über ein Leistungsmerkmal (z.B. Sprachfähigkeit) treffen. Testverfahren sind entweder über einen Altersvergleich (soziale Bezugsnorm) oder über die Erfüllung eines/mehrerer Kriterien (kriteriale Bezugsnorm) normiert.

V

(auch Gültigkeit) In der Testtheorie neben der Objektivität und Reliabilität ein Kriterium für die Testqualität: Ein Test ist valide, wenn er genau das misst, was er messen soll.

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