Die Lesekompetenz von Kindern setzt sich aus vielen verschiedenen Teilfertigkeiten zusammen. Das sinnentnehmende Lesen stellt dabei das oberste Ziel des Leseunterrichts in der Grundschule dar. Um den Kindern das sinnentnehmende Lesen zu ermöglichen, müssen allerdings alle Teilfertigkeiten der Lesekompetenz umfassend und fortführend überprüft und gefördert werden. Kognitive Voraussetzungen, Mehrsprachigkeit, aber auch mögliche Beeinträchtigungen oder Schwierigkeiten im (Schrift-)Spracherwerb sowie spezifische Vorläuferfähigkeiten (z. B. die phonologische oder semantische Bewusstheit) beeinflussen das individuelle Lesenlernen der Kinder.
Fördermethoden und -ansätze sollten deshalb alle Teilfertigkeiten berücksichtigen.
Förderung der Lesekompetenz
Die einzelnen Teilfertigkeiten der Lesekompetenz beeinflussen sich gegenseitig und greifen ineinander. Man spricht auch vom interaktionistischen Ansatz des Leseverstehens Situationsmodell nach Kintsch
Das Textverstehen wird aufgrund der Hinzunahme des individuellen Vorwissens entwickelt. Das Verstehen eines Textes läuft..
. 1Christmann, U. & Groeben, N. (1999). Psychologie des Lesens. In B. Franzmann & G. Jäger (Hrsg.), Handbuch Lesen (S. 145-223). Saur. 2Richter, T. & Christmann, U. (2002). Lesekompetenz. Prozessebenen und interindividuelle Unterschiede. In N. Groeben & B. Hurrelmann (Hrsg.), Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen, (S. 25-58). Weinheim. Aus diesem Grund sollten im Unterricht verschiedene Methoden der Leseförderung zum Einsatz kommen, um die Kinder in den jeweiligen Teilfertigkeiten zu unterstützen. 3Mayer, A. (2022). Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen. (4. Aufl.) Reinhardt. Beispielsweise ein Wechsel zwischen Laut- und Leiseleseverfahren oder Übungen auf Wort-, Satz- und Textebene.
I Phonologische Basisfähigkeiten
II Phonem-Graphem-Korrespondenzen Phonem-Graphem-Korrespondenz
In der Linguistik ist dies der Zusammenhang zwischen bedeutungsunterscheidenden Schrift- und Sprachzeichen; genauer: welchem Graphem..
III Phonologisches Rekodieren Rekodierung
Die Rekodieren beschreibt die Umwandlung von der graphematischen über die phonematische zur artikulatorischen Struktur. Rekodieren..
IV Automatisierte Worterkennung
V Leseverständnis
4vgl. Mayer, A. (2022). Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen. (4. Aufl.) Reinhardt.
Begriffsklärungen
Für den Erwerb der Lesekompetenz spielen verschiedene linguistische Teilaspekte eine zentrale Rolle.
Phoneme
Phone
Grapheme
I Förderung der phonologischen Basisfähigkeiten
Die Förderung der phonologischen Basisfähigkeiten gehört in den Kontext der Vorläuferfähigkeiten. Sie sind eine zentrale Grundvoraussetzung für den Schriftspracherwerb von Kindern. Besonders relevant ist dabei das Erlernen der Phonemanalyse und -synthese – im Mittelpunkt der phonologischen Basisfähigkeiten steht die Phonembewusstheit.

II Förderung der Phonem-Graphem-Korrespondenz
Phoneme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der lautlichen Sprache. Grapheme sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden schriftlichen Einheiten. Die Zuordnung von Graphemen zu Phonemen ist willkürlich (arbiträr), sie folgt keinem Muster. Die Kinder müssen erlernen, dass die lautliche Realisierung nicht mit der optischen Realisierung des Buchstabens korrespondiert.
Die Automatisierung der Phonem-Graphem-Korrespondenz ist eine wichtige Fähigkeit für den Erwerb von Leseleistungen.
Was muss das Kind lernen?
- Unterschied zwischen: <K> und <G>
- Die Buchstaben <I> und <l> sehen gleich aus, werden aber lautlich unterschiedlich realisiert: /i:/ und /l/
Ideen zur konkreten Förderung
- Laute hören – Buchstaben schreiben
- Anlautbilder abschießen
III Förderung des phonologischen Rekodierens
Kinder werden im deutschsprachigen Raum vor allem über das alphabetische Prinzip der Schriftsprache an das Lesen herangeführt. Sie erlernen die Phonem-Graphem-Korrespondenzen und in diesem Zusammenhang auch die indirekte Lesestrategie des phonologischen Rekodierens. Schriftsprachlich nicht vertraute Wörter können dennoch erlesen und ausgesprochen werden.
Das Kind gleicht das visuell sichtbare Wort bzw. dessen Buchstaben mit dem eigenen Graphemspeicher ab und überprüft anschließend, ob es die entsprechenden lautlichen Realisierungen (Phoneme) ebenfalls zuordnen kann. Wenn das phonologische Rekodieren nicht automatisiert wird, fällt das sinnentnehmende Lesen sehr viel schwerer.
Ideen zur konkreten Förderung
IV Förderung der automatisierten Worterkennung
Kinder müssen die Worterkennung ausreichend automatisiert haben, um sinnentnehmendes Lesen zu ermöglichen. Vielfältige Leseerfahrungen reichen normalerweise aus, um die graphemische und orthographische Darstellung eines Wortes zu speichern.
Wenn eine Leserin oder ein Leser allerdings viele oder alle kognitiven Kapazitäten auf die Identifizierung von Worten lenken muss, bleiben weniger Kapazitäten für die sprachliche Entschlüsselung (das Dekodieren) übrig.
Eine Verbesserung der Worterkennung führt in vielen Fällen zu einem verbesserten Leseverständnis. 5vgl. Seifert, Susanne, Paleczek, Lisa, & Gasteiger-Klicpera, Barbara. (2020). Rezeptive Wortschatzleistungen in der Grundschule. Unterschiede zwischen Kindern mit Deutsch als Erst- oder Zweitsprache. https://doi.org/10.25656/01:18334
Prinzipien der Förderung

Ideen zur konkreten Förderung
V Förderung des sinnentnehmenden Lesens
Das sinnentnehmende Lesen ist für Kinder – besonders auch für Kinder mit Herausforderungen im Schriftspracherwerb, aber auch für mehrsprachige Kinder – eine komplexe Fähigkeit, die viele grundlegende Fertigkeiten fordert. Das sinnentnehmende Lesen zählt zu den hierarchiehohen Prozessen der Lesekompetenz.
Die Automatisierung der Wortkennung ist dabei beispielsweise eine zentrale Fertigkeit: das Wortverständnis und die Fähigkeit des Dekodierens und Rekodierens sind besonders wichtig. Das Leseverständnis erfolgt auf drei verschiedenen Ebenen: Wort, Satz und Text. Eine Förderung sollte möglichst alle drei Ebenen im Blick behalten (vgl. Mayer, 2022).
Grundlegende Förderbereiche
- Lexikalische Fertigkeiten (Wortebene)
- Grammatische Strukturen (Wort- und Satzebene)
- Leseverständnis im engeren Sinne (Wort- und Satzebene)
- Leseverständnis auf Textebene
Kinder sollten beispielsweise unterschiedliche Satzkonstruktionen (z. B. Nebensätze) oder auch Passivformulierungen kennen. Eine mögliche Überprüfung des Leseverständnisses im engeren Sinne kann durch eine Wort-Bild-Kombination, welche die Kinder auf Ihre Korrektheit überprüfen müssen, passieren.
Ideen zur konkreten Förderung

Quellen